Kaum einer spricht darüber, doch allein in Deutschland leiden fast zehn Millionen Menschen an Inkontinenz. Auch wenn Auftreten und Schweregrad im Alter zunehmen, sind hiervon keineswegs nur ältere Menschen betroffen. Rund 11% aller Männer leiden unter dem Krankheitsbild, bei den Frauen ist es sogar fast jede Vierte. Bei der Harninkontinenz kommt es zum Verlust der Fähigkeit, selbst Ort und Zeitpunkt der Blasenentleerung zu bestimmen. Sie wird von den Betroffenen als große Belastung bis hin zur Stigmatisierung empfunden. Auch wenn (oder gerade weil) das Thema für viele unangenehm ist, sollte man keineswegs zögern, den Rat eines Kontinenz- bzw. Beckenbodenspezialist einzuholen, denn in vielen Fällen ist Inkontinenz behandelbar. Häufig hilft bereits eine medikamentöse Behandlung in Verbindung mit einem gezielten Beckenbodentraining, um erhebliche Verbesserungen zu erzielen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit zur operativen Behandlung. Als Kontinenz-Beratungsstelle der Deutschen Kontinenz Gesellschaft sind wir Ihre Anlaufstelle zur Beratung auf allen Gebieten der Harninkontinenz und bei Senkungsbeschwerden.
Ziel des Inkontienzzentrums ist die Optimierung von Diagnostik und Therapie von Patienten mit Harn- oder Stuhlinkontinenz, Senkungsbeschwerden und Blasen- und Beckenschmerz-Syndrom. Zu diesem Zweck erfolgen Diagnostik und Therapie bei Bedarf in interdisziplinärer Zusammenarbeit.
Die Diagnose erfolgt in der Regel über die gynäkologische Untersuchung und einen speziellen Beckenboden-Ultraschall (Pelvic floor Sonographie). Eine urodynamische Abklärung, bei der letzten Endes der Blasendruck gemessen und so die Funktion der Harnblase überprüft wird, ist in Einzelfällen zur Differenzierung der Inkontinenz notwendig. Eine Behandlung kann operativ durch die Verwendung von körpereigenem Material oder das Einsetzen eines Kontinenzbandes aus Kunststoff erfolgen, das unter die Harnröhre gelegt wird (TOT/TVT-Band). Darüber hinaus besteht im Heilig-Geist Hospital die Möglichkeit zur Durchführung verschiedener offener Verfahren der Kontinenzherstellung. Auch eine Botoxinjektion oder die Implantation eines Blasenschrittmachers in die Harnblase kann bei einer Harninkontinenz zum Erfolg führen.
Besteht eine Senkung des Beckenbodens (Descensus), so wird auch hier die Diagnose über die gynäkologische Untersuchung und die Pelvic floor Sonographie gestellt. Eine Behandlung kann konservativ zum Beispiel über Pessare oder Beckenboden-Training erfolgen. Operativ bieten wir Ihnen das gesamte Spektrum der offenen, vaginalen und minimal-invasiven Descensuschirurgie mit und ohne Einsatz von Fremdmaterial an. Hier wird individuell für jede Patientin die optimale Behandlungsmethode erarbeitet.
Die Harninkontinenz beim Mann tritt selten nach Prostataoperationen auf. In vielen Fällen kann durch konsequentes Beckenbodentraining eine deutliche Verbesserung erzielt werden. Wie bei der Frau besteht auch bei Männern grundsätzlich die Möglichkeit der Implantation eins Kontinenzbandes. Schwere Formen der Harninkontinenz beim Mann werden in unserem Hause durch die Implantation eines künstlichen Schließmuskels behandelt, der die Funktion eines gesunden Schließmuskels imitiert, die Harnröhre geschlossen hält und sich nur auf Wunsch öffnet und so ein gezieltes Urinieren ermöglicht.
Vor der Untersuchung bekommen Sie einen Fragebogen zu Ihren Beschwerden ausgeteilt, den wir Sie bitten auszufüllen. Er dient als Basis für das ärztliche Gespräch. Diagnostisch erfolgt zunächst einmal die genaue Erhebung der Krankengeschichte, dem schließt sich eine urogynäkologische Untersuchung an. Es folgen Urinuntersuchung und Ultraschalldiagnostik.
Die Introitussonographie ist eine schmerzfreie Darstellung der Beckenorgane und ihrer Lagebeziehungen zueinander. Ebenso kann die Funktion bzw. Fehlfunktion des Beckenbodens beurteilt werden. Diese Untersuchung macht das früher übliche Röntgen mit Kontrastmittelgabe über die Harnröhre unnötig.
Als spezielle Untersuchungsmethoden schließen sich dann eine Urodynamik und ggf. eine Blasenspiegelung an.
Unter Urodynamik versteht man die Untersuchung und Messung der funktionellen Abläufe im Harntrakt, durch die eine Beurteilung der Harnspeicherungs- und Harnentleerungsfunktion der Blase möglich wird. Hiermit gelingt es häufig zwischen einer Inkontinenz, die durch eine schwache Harnröhre (Belastungsinkontinenz) bedingt ist, oder einer Reizblase/überaktiven Blase zu unterscheiden. Diese Unterscheidung ist wichtig, da die Therapien verschieden sind. In der Hand unserer erfahrenen Untersucher ist auch diese Methode schmerzfrei.
Hilfreich zur Differenzierung der Inkontinenz und zur Überprüfung der Wirksamkeit einer Therapie ist ein sogenanntes Toiletten- und Trinkprotokoll oder auch Miktionsprotokoll. Hier werden an einem oder zwei Tagen rund um die Uhr notiert, wieviel man wann trinkt und wie hoch die Urinmenge ist. Ideal wäre es, wenn Sie ein ausgefülltes Protokoll zum Termin in der Kontinenz Sprechstunde mitbringen. Hier finden ein entsprechendes Formular.
Es gibt verschiedene Formen der Harninkontinenz, die sehr unterschiedliche Ursachen haben können:
Da die kontrollierte Ausscheidung von Stuhl ein komplexer Vorgang ist, an dem viele Faktoren beteiligt sind, können ganz unterschiedliche Störungen in diesem Ablauf Ursache für eine Stuhlinkontinenz sein. In Frage kommen muskuläre Störungen, neurologische Störungen, sensorische Störungen der Schleimhaut sowie Störungen der rektalen Speicherfunktion. Ebenso wie die Ursachen sind auch die Behandlungsmöglichkeiten breit gefächert. Sie reichen von einer Ernährungsumstellung und Beckenbodentraining, über Elektrostimulationen bis hin zu operativen Lösungen wie einem Schrittmacher oder einem künstlichen Schließmuskel.
Bitte beachten Sie, dass wir als Krankenhaus außer in Notfällen nur Patienten zur stationären Behandlung beraten dürfen. Ambulante Sprechstunden können entsprechend nur auf Selbstzahlerbasis angeboten werden.